„WIE TRÄCHTIGE FLUSSPFERDE“. Ethnografische Museen und das Erbe des europäischen Kolonialismus: Umrisse einer Debatte

Gesa Grimme*

Magazine issue: 
#1 2021 (70), Sonderausgabe "Deutschland - Russland. Perspektiven auf die Kunst- und Museumsszene"

* Gesa Grimme (*1981) ist Ethnologin und Historikerin und lebt in Berlin. Derzeit promoviert sie über Provenienzforschung zu Objekten aus kolonialen Kontexten in ethnologischen Museen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie in verschiedenen Museen an Ausstellungs- und Forschungsprojekten beteiligt.

Eine alte Bibel aus Namibia, eine Maske aus Kamerun, ein Speer aus Neuguinea, sogar menschliche Gebeine: In Ethnologischen Museen werden tausende Objekte aus Afrika, Asien oder der Südsee aufbewahrt. Doch was ist die reale Geschichte dieser Dinge, was bedeuten sie, wem gehörten sie und wie kamen sie nach Europa? Im Zuge des postkolonialen Diskurses der vergangenen Jahre hat sich nicht nur der Blick auf „fremde“ Kulturen grundlegend verändert, sondern auch die Praxis im Umgang mit dem kolonialen Erbe und das Selbstverständnis ethnologischer Museen. Eine Provenienzforscherin gibt Einblick in diese für Deutschland zurzeit sehr aktuelle und höchst kontrovers geführte Debatte.

At the “Mania and Obstinacy of Collecting” exhibition in the Museum der Kulturen Basel. “Souvenir and Memory” section
Aus der Ausstellung „Sammelwut und Eigensinn“ im Museum der Kulturen Basel.
Station „Souvenir und Andenken“ Ein wandfüllender Setzkasten stellt Souvenirs zur Schau. © MKB, Omar Lemke

 

Provenienzforschung

Für ethnografische Museen, die im deutschsprachigen Raum zunächst als völkerkundliche Museen bezeichnet wurden und heute oftmals Variationen des Begriffs „Weltkulturen“ in ihren Namen führen, spielten Fragen nach den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen mehr oder weniger alltägliche Gegenstände aus anderen Kulturen zu Museumsobjekten in ihren Sammlungen geworden waren, lange nur eine untergeordnete Rolle. Das Interesse richtete sich in erster Linie auf die Gesellschaften und Gemeinschaften, die die Objekte hergestellt und verwendet hatten, und die publikumswirksame Vermittlung ihrer angenommenen kulturellen Eigenheiten.

Erst in den vergangenen Jahren haben sich die Museen unter dem Begriff der Provenienzforschung verstärkt der kolonialen Geschichte ihrer Sammlungen zugewandt.

Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit einer anhaltenden Kritik an der Institution des ethnografischen Museums, die in Deutschland seit der Jahrtausendwende zunächst von aktivistischen Gruppen, später zunehmend auch von kultur- und geschichtswissenschaftlicher Seite vorgebracht wurde. Bemängelt werden vor allem die unzureichende historische Kontextualisierung von Objekten, ihre oftmals ungeklärte Herkunft und die mangelnde Bereitschaft zu Rückgaben von in der Kolonialzeit geraubten Kulturgütern (Kazeem et al. 2009; Afric Avenir 2017; Eden- heiser und Förster 2019; Schorch 2020). In Verbindung mit den Planungen für das in Berlin entstehende Humboldt Forum, dem derzeit größten Kulturprojekt in Deutschland, fand diese Kritik ab Mitte der 2010er Jahre auch in den deutschen Medien zunehmend Resonanz.

Provenienzforschung

Als Provenienzforschung wird die Auseinandersetzung mit der Herkunft von Sammlungsobjekten bezeichnet. Recherchiert werden dabei Erwerbsumstände, Vorbesitzer*innen und frühere Sammlungszugehörigkeiten. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dieser Forschungsbereich in Zusammenhang mit der sogenannten NS Raubkunst. Mit Unterzeichnung der „Washingtoner Prinzipien" 1998 verpflichteten sich 44 Staaten, in den Beständen ihrer Kulturinstitutionen nach NS verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zu suchen und „faire und gerechte Lösungen" im Hinblick auf dessen Restitution zu finden (Poltermann, 2018). Seit etwa 2015 wird der Begriff auch vermehrt für die Auseinandersetzung mit den kolonialen Hintergründen ethnografischer Sammlungen verwendet (Förster, 2019).

Völkerkunde

Als wissenschaftliche Disziplin etablierte sich die Völkerkunde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihre Entwicklung ist eng mit der Geschichte der ethnografischen Museen, damals meist als Völkerkundemuseen bezeichnet, verbunden. Die Vertreterinnen der Disziplin beschäftigten sich vorrangig mit außerhalb Europas lebenden Gesellschaften, die sie als „Naturvölker" bezeichneten. Durch deren Beobachtungen und das Sammeln ihrer materiellen Erzeugnisse sollten Rückschlüsse auf die menschliche Entwicklungsgeschichte möglich werden. Heute wird für das Fach die Bezeichnung „Ethnologie", sowie jüngst auch „Kultur- und Sozialanthropologie", verwendet. Einordnungen in „Naturvölker" und „Kulturvölker" sind obsolet. Im Fokus stehen aktuell die vielfältigen Lebensweisen von Menschen und deren Praktiken in lokalen und globalen Zusammenhängen (Zimmerman, 2001; Haller, 2012).

 

Gekauft, getauscht, geraubt: Ethnografische Museen und ihre kolonialen Hintergründe

Schwerpunktmäßig wird bis heute in den ethnografischen Museen Deutschlands die materielle Kultur unterschiedlicher Gesellschaften außerhalb Europas gesammelt und ausgestellt. Die von ihnen verwahrten Sammlungsbestände umfassen Gegenstände aus allen Bereichen menschlichen Lebens. Ihr Umfang ist frappierend: Allein in der Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin befinden sich 500.000 ethnografische, archäologische und kulturhistorische Objekte. Große Teile dieser Bestände gelangten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert - in der Hochphase der europäischen Weltaneignung - in ihren Besitz. Dem Forschungsreisenden Leo Frobenius (18731938) zufolge schwollen die Museen zu dieser Zeit „an wie trächtige Flußpferde“ (Frobenius, 1925, S. 19).

Begünstigt wurde das Entstehen ausgedehnter Objektsammlungen durch das Selbstverständnis der sich gerade als wissenschaftliche Disziplin etablierenden Völkerkunde. Frühe Vertreter der Disziplin gingen davon aus, dass für theoretische Aussagen zum menschlichen Wesen und dessen Entwicklung zunächst genügend empirische Daten in Form von Objekten vorliegen müssten. Das Anhäufen materieller Kultur wurde so zur Prämisse der Museen. Die von ihnen zusammengetragenen Dinge galten dementsprechend auch mehr als naturwissenschaftliche Belegexemplare denn als Kunstobjekte (Zimmerman 2001; Penny 2002).

Zeitgleich wuchsen mit der europäischen Expansion die Zugriffsmöglichkeiten auf die materielle Kultur der Bewohnerinnen der kolonialisierten Regionen. Besonders die mit dem Auf- und Ausbau kolonialer Verkehrs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsstrukturen steigende Zahl an Militärangehörigen, Kolonialbeamten, Kaufleuten und Unternehmern sowie an Missionaren und Forschungsreisenden, die vor Ort durch Kauf, Tausch, Raub oder Plünderung Gegenstände beschaffen konnten oder sie als Geschenke erhielten, erleichterten den Objektbezug (Zimmerman 2001, S. 149-171). Zudem ordneten völkerkundliche Erkenntnisse zu den kolonialisierten Gebieten die dort lebenden Gesellschaften ein, klassifizierten sie in „Volks“- und Sprachgruppen und nach „Rassentypen“, und leiteten daraus kulturelle Eigenheiten ab. Damit unterstützte die Völkerkunde die Durchsetzung und Festigung der kolonialen Herrschaft und schuf zugleich eine Grundlage für die wissenschaftliche Legitimation der kolonialen Expansion Europas (Osterhammel und Jansen 2012, S. 117-120; Conrad 2016, S. 79-86).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in den größeren und kleineren lokalen Zentren des Deutschen Reichs zahlreiche ethnografische Museen gegründet. Neben Sammlungen, die aus herrschaftlichen Kunstkammern hervorgingen, entstanden viele Museen aus bürgerlicher Initiative und befanden sich zumeist in der Trägerschaft von Städten und Vereinen (Penny 2002). Als Forschungs- und Bildungseinrichtungen waren diese Museen in die Produktion kolonialen Wissens und dessen Vermittlung eingebunden. Die in Ausstellungen und Vorträgen präsentierten Gesellschaften wurden dabei meist als „primitiv“, „rückständig“ und/oder „ursprünglich“ sowie in wachsendem Maß als „rassisch minderwertig“ dargestellt. Die hier anschaulich und erfahrbar gemachte Abgrenzung und Abwertung der anderen erlaubte den Museumsbesucher*innen, sich ihrer eigenen - angeblichen - kulturellen Überlegenheit zu vergewissern (Laukötter 2007, 2013).

„Rassentypen“

Im Laufe des 19. und im frühen 20. Jahrhundert gewann das Konzept der „Rasse", die Einordnung von Menschen anhand der körperlichen Erscheinung und der Glaube an Eigenschaften und Fähigkeiten, die sich daraus angeblich ableiten ließen, wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich zunehmend an Bedeutung. Auch in der sich gerade etablierenden Völkerkunde wuchs das Interesse an „rassenkundlichen" Fragestellungen. Im Kontext der Kolonialverwaltung diente diese hie- rarchisierende Kategorisierung nicht zuletzt der Rechtfertigung und Zementierung kolonialer Machtverhältnisse (Laukötter, 2007, S. 85-99).

 

„An manchen Objekten klebt Blut“[1]: Ethnografische Museen in der Kritik

Die aktuelle Debatte um das Erbe des Kolonialismus in ethnografischen Museen ist nicht die erste ihrer Art. Bereits in den 1970er-Jahren wurde öffentlich über die Herkunft der Objekte in ethnografischen Museen und Sammlungen diskutiert. In den folgenden Jahren wurden deren koloniale Hintergründe auch explizit in Publikationen, wie Nofretete will nach Hause (Ganslmayr und Paczensky 1984) und Die Hamburger Südsee-Expedition: über Ethnographie und Kolonialismus (Fischer 1981) sowie in der Ausstellung Andenken an den Kolonialismus thematisiert (Harms 1984). Eine anhaltende Auseinandersetzung mit diesen Themen wie auch die Verabschiedung international verbindlicher Regelungen zur Restitution von in der europäischen Kolonialzeit entwendeten Kulturgütern blieb aber aus (Strugulla 2019; Savoy 2019).

Anfang der 2000er Jahre reichten Vertreter*innen der Herero in den USA Klage gegen die Bundesrepublik sowie gegen deutsche Unternehmen ein, die in den Genozid an den Herero und Nama während der deutschen Kolonialherrschaft über das heutige Namibia involviert waren (Zimmerer und Zeller 2003; Kößler 2015; Kößler und Melber 2017). In der Folge nahm in Deutschland das öffentliche und akademische Interesse an der deutschen Kolonialgeschichte wieder zu. Insbesondere lokale Geschichtsvereine und postkoloniale Initiativen setzten sich für eine stärkere Auseinandersetzung mit diesem Teil der deutschen Geschichte ein. Mit den sich konkretisierenden Plänen zum Humboldt Forum in Berlin gerieten auch die Verflechtungen ethnografischer Museen mit der Ausübung kolonialer Macht in den Fokus der Auseinandersetzung. Das Kulturprojekt wurde in den folgenden Jahren zum Kristallisationspunkt einer wachsenden gesellschaftlichen Debatte über die deutsche Kolonialgeschichte und deren Spuren in deutschen Museen und der deutschen Gesellschaft. Das Bündnis „No Humboldt 21!“, das sich für die Aussetzung der Arbeiten am Humboldt Forum einsetzt, kritisierte die unreflektierte Zurschaustellung von in der Kolonialzeit geraubten Kulturgütern. Das Konzept des Humboldt Forums sei „eurozentrisch und restaurativ“ und verletze „die Würde und die Eigentumsrechte von Menschen in allen Teilen der Welt“[2]. Zu den besonders prominent diskutierten Beispielen solch „kolonialer Raubkunst“ zählt eine Gruppe von Metall- und Elfenbeinarbeiten aus dem Königreich Benin, die sogenannten Benin Bronzen. Benin City, die Hauptstadt des Königreichs, wurde 1897 von britischen Truppen erobert und geplündert. Trotz des eindeutig gewaltvollen Kontextes, aus dem der überwiegende Anteil der Bronzen stammt, wurde bisherigen Rückforderungen nicht nachgegeben. Kritiker*innen aus Afrika und Europa sehen darin ein typisches Beispiel der mangelnden Dialogbereitschaft europäischer Institutionen bei Rückgabeforderungen.[3]

Benin-Bronzen

Unter dem Vorwand einer Strafexpedition plünderten britische Truppen im Jahre 1897 die Hauptstadt des Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört. Etwa 3.500 Kunstwerke aus Elfenbein und Bronze wurden dabei erbeutet. Diese als Benin Bronzen bezeichneten Arbeiten entwickelten sich am Kunstmarkt schnell zu begehrten Objekten. Der Großteil von ihnen wurde von britischen Militärangehörigen an Museen, Wissenschaftler*innen und Sammlerinnen in Europa und Nordamerika verkauft. Nur wenige Exemplare verblieben in Benin. Trotz der gewaltvollen Aneignung der Objekte sind es bis heute beliebte Ausstellungsstücke (Plankensteiner, 2007, 2016). Mehrfach geäußerten Rückgabeforderungen wurde bisher nicht entsprochen (Opoku, 2013). Aktuell diskutiert die seit 2010 bestehende Benin Dialogue Group über den Bau eines Museums in Benin Stadt, in dem die Bronzen und Elfenbeinarbeiten wieder zusammengeführt werden sollen*.

* Pressemitteilung des Treffens der Benin Dialogue Group in Benin Stadt, Nigeria, vom 5. bis 7. Juli 2019. Online unter https:// markk-hamburg.de/benin-dialogues/ (02.10.2020).

 

2017 intensivierte sich die Debatte: Im Juli erklärte die Kunsthistorikerin Benedicte Savoy in einem Interview für die Süddeutsche Zeitung ihren Rücktritt aus dem Experfinnenbeirat des Humboldt Forums mit der mangelnden Bereitschaft der Projektverantwortlichen, sich mit den kolonialen Entstehungszusammenhängen der Sammlungen auseinanderzusetzen. Das Humboldt Forum sei „wie Tschernobyl“, so Savoy: „Das sind 300 Jahre Sammeltätigkeit, mit all den Schweinereien und Hoffnungen, die damit verbunden sind. Das sind wir, das ist Europa. Man könnte sich unendlich viel vorstellen, wenn das Ganze nicht unter dieser Bleidecke begraben wäre wie Atommüll, damit bloß keine Strahlung nach außen dringt.“ (Savoy in Hänt- zschel 2017) Im November verkündete zudem der französische Präsident Emmanuel Macron bei seinem Besuch in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, dass er, „[binnen] fünf Jahren die Grundlagen [schaffen wolle], um afrikanisches Kulturerbe zeitweilig oder dauerhaft nach Afrika zurückzugeben [...]“ (nach Thiemeyer 2018, S. 31). In der Folge beauftragte Macron Savoy zusammen mit dem Schriftsteller und Ökonomen Felwine Sarr, einen Bericht zu erstellen, der sich mit den Möglichkeiten zur Restitution von afrikanischen Kulturgütern aus französischen Museen und Sammlungen auseinandersetzt.

Nach Marcons Grundsatzrede und der Veröffentlichung des „Rapport sur la restitution du patrimoine culturel afri- cain. Vers une nouvelle ethique relationnelle“[4] von Savoy und Sarr im November 2018 wuchs auch in Deutschland der Druck auf die Politik. Aktivistische Gruppen, Wissen- schaftler*innen und Künstlerinnen forderten ein klares Bekenntnis zur verstärkten Auseinandersetzung mit der Rolle Deutschlands im Kolonialismus und zur Verantwortung für koloniales Unrecht.[5] Mitte Dezember 2018 veröffentlichten Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, und Monika Grütters, Kulturstaatsministerin im Bundeskanzleramt, das Statement „Kolonialismus. Eine Lücke in unserem Gedächtnis“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Müntefering und Grütters 2018). Zu Beginn des gleichen Jahres hatten sich die derzeitigen Regierungsparteien (CDU, CSU und SPD) in ihrem Koalitionsvertrag bereits darauf verständigt, dass „zum demokratischen Grundkonsens in Deutschland [. ] die Aufarbeitung der NS Terrorherrschaft und der SED Diktatur, der deutschen Kolonialgeschichte“[6] gehöre.

Völkermord an den Herero und Nama

Während der deutschen Kolonialherrschaft über das Gebiet des heutigen Namibia wurden die dort lebenden Herero und Nama zunehmend von deutschen Siedlerinnen verdrängt und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Die Gegenwehr der Herero führte 1904 zu einem Kolonialkrieg, in den schließlich auch die Nama eintraten. Der Oberbefehlshaber der Schutztruppe, Lothar von Trotha, ordnete im Oktober 1904 an, keine Gefangenen zu machen und die Herero in die Omaheke Wüste zu treiben. Angehörige der Herero und Nama, die die Kriegshandlungen überlebten, wurden in Konzentrationslagern interniert, in denen mehr als die Hälfte von ihnen starb. Seit 2015 verhandeln Deutschland und Namibia über die Anerkennung der Ereignisse als Völkermord und mögliche Entschädigungszahlungen (Zimmerer und Zeller, 2003; Kößler, 2015; Kößler und Melber, 2017).

Humboldt Forum

2002 stimmte der Bundestag für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses und damit für den Abriss des Palasts der Republik, den die DDR an Stelle des Schlosses errichtet hatte. Das unter dem Namen „Humboldt Forum" bekannte Vorhaben ist das derzeit größte Kulturprojekt Deutschlands. Einziehen in den Neubau sollen die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, die nach 1945 in Berlin Dahlem untergebracht worden waren. Weitere Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen erhalten das Stadtmuseum Berlin und die Humboldt-Universität zu Berlin. Gebäude und Ausstellungen werden ab Dezember 2020 schrittweise eröffnet. Das Projekt stand seit Planungsbeginn immer wieder in der Kritik. Insbesondere die Unterbringung kolonialzeitlicher Sammlungen in dem an die deutsche Kaiser- und Kolonialzeit erinnernden Schloss wurde von Protesten begleitet (Bose, 2016; Afric Avenir, 2017).

 

„Dekolonisierung erfordert Dialog, Expertise und Unterstützung“: Ethnografische Museen heute

In ihrer Stellungnahme im Mai 2019 begrüßten die Direktorinnen der ethnografischen Museen im deutschsprachigen Raum „das hohe aktuelle Interesse der Zivilgesellschaft“ an ihren Museen und bekundeten ihre grundsätzliche Bereitschaft zu Objektrückgaben[7]. Vor allem forderten sie aber eine bessere finanzielle Ausstattung der Museen „für Dokumentation, Digitalisierung und Zusammenarbeit mit Urheberinnengesellschaften; für kooperative Provenienzforschung und Klärung von Sammlungsgeschichte; für Partnerschaften mit Institutionen in den Herkunftsgesellschaften; für Repatriierung, Restitution und andere Formen einvernehmlicher und respektvoller Einigungen“.

Angesichts der wachsenden Kritik hatten die ethnografischen Museen bereits im Laufe der 2010er Jahre begonnen, sich verstärkt mit ihrer Entstehungsgeschichte zu befassen, insbesondere im Hinblick auf deren konkrete Bedeutung für die Gegenwart. Besonders zentral ist hierbei die Provenienzforschung. So setzten sich ab 2016 das Projekt „Tansania-Deutschland: Geteilte Objektgeschichten?“ und das „Humboldt Lab Tanzania“ am Ethnologischen Museum Berlin in enger Kooperation mit tansanischen Wissenschaftler*innen und Künstlerinnen mit Gegenständen auseinander, die als „Kriegsbeute“ aus dem Maji Maji Krieg in die Sammlung gelangt waren (Reyels et al. 2018). Auch in Bremen und Stuttgart wurden ähnliche Forschungsprojekte ins Leben gerufen. Das ebenfalls 2016 am Linden-Museum Stuttgart begonnene Projekt „Schwieriges Erbe“ verfolgte einen systematischen Ansatz und kam zu dem Ergebnis, dass etwa 92 Prozent der Objekte, die in den Regionalsammlungen Kamerun, Namibia und Bismarck Archipel (heute zu Papua Neuguinea gehörig) verwahrt werden, aus den Jahren vor 1920 stammen, also der Zeit, in der das Deutsche Reich als aktive Kolonialmacht auftrat. (Grimme 2018, 2020).

Maji-Maji-Krieg

1905 verbündeten sich große Bevölkerungsteile in der Kolonie Deutsch Ostafrika, die das heutige Tansania, Ruanda und Burundi umfasste, um sich gegen die Maßnahmen der deutschen Kolonialverwaltung, insbesondere die Einführung einer Kopfsteuer, militärisch zur Wehr zu setzen. Befördert wurde der Zusammenschluss unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen durch die religiöse Maji Maji Bewegung. Der Krieg dauerte bis 1907. Einzelne Gruppen leisteten darüber hinaus bis zum Sommer 1908 Widerstand. Im Verlauf des Krieges setzten die deutschen Kolonialgruppen zunehmend auf die systematische Zerstörung von Dörfern und Feldern, der Lebensgrundlage der Bevölkerung. Es wird geschätzt, dass durch die Kriegshandlungen und die folgende Hungersnot bis zu 300.000 Menschen starben (Beez und Becker, 2005; Giblin und Monson, 2010; Reyels et al. 2018).

Erste feste Stellen für Wissenschaftler*innen, die sich ausschließlich auf die koloniale Herkunft von Objektbeständen konzentrieren, wurden 2019 am Ethnologischen Museum in Berlin eingerichtet. Seitdem diese Forschung durch das „Deutsche Zentrum Kulturgutverluste“ und andere private Stiftungen gefördert wird, hat sich die Zahl der Projekte vervielfacht.[8] Dabei gilt die Zusammenarbeit mit Vertreterinnen der Hersteller*innen und Vorbesitzer*innen der Objekte in den Herkunftsländern heute als Standard (Förster, 2019, S. 82-83).

Rückgaben von menschlichen Gebeinen, die sich bis heute sowohl in ethnografischen wie auch naturkundlichen und anthropologischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum befinden, erfolgten bisher unter anderem an Neuseeland, an Peru, Namibia, Japan, Hawaii sowie an Australien. Seit den frühen 2010er Jahren sind diese Rückführungen zahlreicher geworden (Fründt und Förster 2018; Winkelmann 2020). Rückforderungen von Objekten hingegen wird deutlich seltener entsprochen. Über die Rückführung der Benin Bronzen wird seit 2010 in der Benin Dialogue Group verhandelt (Plankensteiner 2016). Eine Rückgabe aus den Beständen des Ethnologischen Museums Berlin fand erstmals 2018 statt, als aus Süd Alaska geraubte Grabbeigaben an die Chugach Alaska Corporation zurückgegeben wurden.[9] 2019 folgte die Übergabe der Bibel und Peitsche des Nama Kapteins Hendrik Witbooi, die während der deutschen Kolonialherrschaft erbeutet worden waren und ihren Weg in die Sammlung des Linden-Museums Stuttgart fanden, an die Republik Namibia.[10]

Auch die Bemühungen der ethnografischen Museen um eine Neuaushandlung ihrer gesellschaftlichen Bedeutung intensivierten sich und veränderten die museale Ausstellungspraxis. Die Entwicklung von Strategien hierzu wird seit mehreren Jahren besonders von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt. Zunächst förderte sie das Humboldt Lab Dahlem, das 2013 bis 2015 das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst in Berlin bei der Überarbeitung ihrer Präsentation unterstützte (Heller 2015). Mit der „Initiative für ethnologische Sammlungen“ ermöglicht sie derzeit dem Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg und dem Linden-Museum Stuttgart das Experimentieren mit neuen Formaten.11 Bereits vor knapp zehn Jahren unternahm das Weltkulturen Museum in Frankfurt in seinen Ausstellungen eine Annäherung an die ethnografische Sammlung aus künstlerischer Perspektive (Deliss 2012). Zur gleichen Zeit realisierten auch das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln und das Museum der Kulturen in Basel einschneidende Veränderungen in der Gestaltung ihrer Ausstellungen. Beide Museen verzichteten nach dem Um- beziehungsweise Neubau ihrer Häuser auf eine klassische geografische Ordnung in der Ausstellung ihrer Sammlungen. In Basel stellte die Ausstellung Eigensinn Arbeitsbegriffe der universitären Ethnologie, wie etwa Handlungsmacht und Performanz, vor (MKB 2011). Die neue Sammlungsausstellung im Kölner Museum setzte auf den Kulturvergleich: Sie fokussiert verschiedene Aspekte des menschlichen Zusammenlebens wie ,Vorurteile“, „Grenzüberschreitungen“, „Tod und Jenseits“, „Wohnen“ oder „Kleidung und Schmuck“ (Engelhard und Schneider: 2010).

Postkolonial

Der Begriff des Postkolonialen meint keineswegs die Zeit nach dem Kolonialismus im Sinne einer historischen Sequenzierung, sondern bezeichnet vielmehr dessen nachhaltige Prägung der Welt, wie zum Beispiel die Beziehungen zwischen den Ländern des globalen Nordens und globalen Südens, und dessen Wirkungen in der Gegenwart (Hall 2002). So umfasst die postkoloniale Gegenwart ethnografischer Museen nicht allein Sammlungsbestände und Ausstellungspraktiken. Auch die Ordnungsprinzipien der Sammlungen basieren, bis heute zumeist unhinterfragt, auf kolonialen und damit hierarchisierenden Kategorisierungen und Klassifikationen (Rasool).

 

Hoffnung und Kritik: Perspektiven

Fragen zum Umgang mit Objekten und Sammlungen aus kolonialen Kontexten betreffen nicht allein die ethnografischen Museen, sondern auch andere Museumssparten wie Naturkundemuseen, Stadtmuseen, Kunstmuseen sowie archäologische und kulturhistorische Museen. Diese Institutionen stehen bei der Beschäftigung mit ihren kolonialen Hintergründen zumeist noch am Anfang (u. a. Binter 2017; Heumann et al. 2018). Im Fall der ethnografischen Museen mag es auf den ersten Blick so scheinen, als hätte sich in den vergangen zwei Jahrzehnten nur wenig verändert. Doch gibt es vielversprechende Entwicklungen, die zeigen, dass die Auseinandersetzung mit ihrer kolonialen Vergangenheit zugenommen hat. Die Frage, welche gesellschaftliche Rolle sie heute einnehmen können, ist ein konstanter Begleiter geworden. Das Misstrauen der Kritiker*innen, es handele sich bei Provenienzforschung und vertieften Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften lediglich um Lippenbekenntnisse, die dazu dienen sollen, den Museen die Unbedenklichkeit ihrer Sammlungen zu bescheinigen, ist dennoch nicht unberechtigt. Es wird in den nächsten Jahren wichtig bleiben, das Vorgehen der Museen kritisch zu begleiten.

Auch wenn in den letzten Jahren insbesondere ethnografische Museen wegen ihrer Verflechtungen mit der kolonialen Expansion Europas öffentlich kritisiert wurden, weist die Debatte doch weit über kolonialzeitliche Sammlungen hinaus. In ihr verbinden sich moralisch ethische Perspektiven auf die deutsche Kolonialgeschichte und den europäischen Kolonialismus mit sozio politischen Aushandlungsprozessen um gesellschaftliche Teilhabe sowie der Neuverhandlung von Identität und Erinnerungskultur in einer von zunehmender Diversität geprägten Gesellschaft. Im gesellschaftlichen Zusammenleben finden die Spuren des Kolonialismus sich noch heute in Sprache und Redewendungen, im alltäglichen Rassismus gegenüber Menschen, die nicht „deutsch“ aussehen, und in sich hartnäckig haltenden exotisierenden Vorstellungen von Afrika, Asien, der Südsee und von Mittel- und Südamerika. Nicht zuletzt geht es bei der Debatte auch um die Reflexion der Beziehungen zwischen globalem Norden und globalem Süden und um die Übernahme von Verantwortung für koloniales Unrecht: So ist bis heute von deutscher Seite keine offizielle Entschuldigung für den Genozid an den Herero und Nama erfolgt.

Literaturverzeichnis

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Zimmerer, Jüngen: Kein Denkmal ist für die Ewigkeit. In: Die Zeit, 04.09.2020.

Zimmerer, Jürgen und Joachim Zeller (Hg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika: der Kolonialkrieg (1904-1908) in Namibia und seine Folgen. Berlin: Ch. Links Verlag, 2003.

 

  1. „An manchen Objekten klebt Blut“, Benedicte Savoy im Gespräch mit Rene Aguigah, Deutschlandfunk Kultur, 20.01.2019. Online unter https://www.deutschland-funkkultur.de/kunsthistoriker-in-benedicte-savoy-an-man-chen-objekten-klebt.974.de.html (30.09.2020).
  2. No Humboldt 21!, Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloss, 2013. Online unter https://www.no-humboldt21.de/resolution/ (29.09.2020).
  3. Zum Nachhören: Rollhäuser, Lorenz, „Haus der Weißen Herren - Humboldt Forum, Shared Heritage und der Umgang mit dem „Anderen“, Deutschlandfunk Kultur Feature, 11.10.2017. Online unter https://srv.deutschlandradio.de/dlf-audio-thek-audio-teilen.3265.de.html (30.09.2020).
  4. Online unter: http://restitutionre-port2018.com (30.09.2020).
  5. „Was wir jetzt brauchen. Für Restitutionen und einen neuen Umgang mit der Kolonialgeschichte: Ein Appell von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt“, Die Zeit, 12.12.2018. Online unter https://www.zeit.de/2018/52/kolonialgeschichte-umgang-kunst-werke-restitution (28.09.2020).
  6. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD 2018, S. 167, Zeilen 7955-7956. Online unter https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975226/847984/5b-8bc23590d4cb2892b31c987ad-672b7/2018-03-14-koalitions-vertrag-data.pdf (29.09.2020).
  7. „Dekolonisierung erfordert Dialog, Expertise und Unterstützung“, Stellungnahme der Direktorinnen der ethnologischen Museen im deutschsprachigen Raum vom 06.05.2019. Online nachzulesen zum Beispiel unter: https://markk-hamburg.de/heidelberger-stellungnahme/ (27.09.2020).
  8. „Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bewilligt in der ersten Antragsrunde 2020 rund 650.000 Euro für fünf Forschungsprojekte im Bereich koloniale Kontexte“, Pressemitteilung, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, 10.06.2020. Online unter https://www.kulturgutverluste.de/Content/02_Aktuelles/DE/Pres-semitteilungen/2020/2020-06-10_PM-Foerderentscheidung-erste-An-tragsrunde-Koloniale-Kontexte.pdf (29.09.2020).
  9. „Rückgabe von Grabbeigaben an die Chugach Alaska Corporation“, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 16.05.2018. Online unter https://www.smb.museum/nachrichten/detail/rueckgabe-von-grabbeiga-ben-an-die-chugach-alaska-cor-poration/ (30.09.2020).
  10. „Land gibt „Witbooi-Bibel“ und Peitsche an Namibia zurück“, Pressemitteilung, Land Baden-Württemberg, 13.11.2018. Online unter https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemittei-lung/pid/land-gibt-witbooi-bibel-und-peitsche-an-namibia-zurueck/ (29.09.2020).
  11. Weitere Informationen zur Initiative unter https://www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/bild_und_raum/detail/initiative_fuer_ethnologische_sammlungen.html (29.09.2020).
Abbildungen
Maskenrund im Bereich „ZwischenWelten: Rituale“
Maskenrund im Bereich „ZwischenWelten: Rituale“
Themenparcours „Der Mensch in seinen Welten“ Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Foto: Atelier Brückner / Michael Jungblut
Nehoa Kautodonkwa, Cynthia Schimming und Julia Binter mit Kandina im Depot des Ethnologischen Museum Berlin
Nehoa Kautodonkwa, Cynthia Schimming und Julia Binter mit Kandina im Depot des Ethnologischen Museum Berlin. Filmstill aus Tracing Namibian-German Collaborations at the Ethnologisches Museum Berlin (AT).
Foto: Moritz Fehr, 2019
Gedenkkopf eines Königs. 17./18. Jh
Gedenkkopf eines Königs. 17./18. Jh
Königreich Benin, Nigeria Gelbguss
© MARKK
Bereich „Die Welt in der Vitrine: Museum” Themenparcours „Der Mensch in seinen Welten”
Bereich „Die Welt in der Vitrine: Museum" Themenparcours „Der Mensch in seinen Welten”
Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Foto: Atelier Brückner / Michael Jungblut
Raumbild „Lebensräume – Lebensformen: Plains – Zusammenleben der Generationen“
Raumbild „Lebensräume – Lebensformen: Plains – Zusammenleben der Generationen“
Themenparcours „Der Mensch in seinen Welten“ Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Foto: Martin Claßen und Arno Jansen, Köln
Olugondo von Ondonga. ca. 1900
Olugondo von Ondonga. ca. 1900, Ankauf: Hermann Tönjes, 1909, Inv.-Nr.: III D 3656
© Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Claudia Obrocki, 2019
Besuch der tansanischen Künstlergruppe im Ethnologischen Museum
Besuch der tansanischen Künstlergruppe im Ethnologischen Museum. Im Bild ist neben dem Künstler Nicholas Calvin ein Teil der „Kriegsbeute“ aus dem Maji-Maji-Krieg zusehen, seit 1907 in den Sammlungen des Ethnologischen Museums
© Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Dr. Lili Reyels
„Gong“ des Hassan bin Omari Makunganya
„Gong“ des Hassan bin Omari Makunganya
Teller aus Neusilber mit arabischer Inschrift, u. a. als talasimu (Kiswahili fur Talisman) im Krieg gegen die Deutschen verwendet, seit 1896 in den Sammlungen des Ethnologischen Museums
© Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Lichthof des Museums fur Völkerkunde, 1906
Lichthof des Museums fur Völkerkunde, 1906,
© Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum
Saal mit Sammlungsergebnissen der Afrika-Expedition 1910/1911. Detail
Saal mit Sammlungsergebnissen der Afrika-Expedition 1910/1911 unter der Leitung des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg. Detail
© MARKK
Saal mit Sammlungsergebnissen der Afrika-Expedition 1910/1911
Saal mit Sammlungsergebnissen der Afrika-Expedition 1910/1911
unter der Leitung des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg
© MARKK
Sammlungsergebnisse der Hamburger Südsee-Expedition 1908–1910, 1912
Sammlungsergebnisse der Hamburger Südsee-Expedition 1908–1910, 1912
© Museum fur Völkerkunde Hamburg
© MARKK
„Schon Beutekunst betrachtet?“ Plakatkampagne
„Schon Beutekunst betrachtet?“ Plakatkampagne
© no-humboldt21.de
„Freedom of movement?!“ Plakatkampagne
„Freedom of movement?!“ Plakatkampagne
© no-humboldt21.de
Projektion: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
Projektion: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss in enger Zusammenarbeit mit dem Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin und der brasilianischen Nichtregierungsorganisation Instituto Socioambiental (ISA)
Schlüterhof, Hofportal 5, Hofportal 6, März 2020
Schlüterhof, Hofportal 5, Hofportal 6, März 2020
© SHF / Foto: Stephan Falk
Erste Dauerausstellung in der Gewerbehalle, ca. 1889
Erste Dauerausstellung in der Gewerbehalle, ca. 1889
© Linden-Museum Stuttgart
Halsschmuck. Namibia, Herero Eingang ins Museum 1907 durch Buttlar-Brandenfels
Halsschmuck. Namibia, Herero Eingang ins Museum 1907 durch Buttlar-Brandenfels
© Linden-Museum Stuttgart. Foto: Dominik Drasdow
Familienbibel von Hendrik Witbooi, erbeutet von deutschen Eroberern beim Sturm auf Hornkranz. 1893
Familienbibel von Hendrik Witbooi, erbeutet von deutschen Eroberern beim Sturm auf Hornkranz. 1893
© Linden-Museum Stuttgart. Foto: Dominik Drasdow
Rückgabe der Witbooi-Objekte
Rückgabe der Witbooi-Objekte, Hage Geingob, Präsident von Namibia und Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg 28.2.2019 in Gibeon
© Shawn van Eeden
Peitsche. Namibia
Peitsche. Namibia
Aus dem Besitz von Hendrik Witbooi, von deutschen Eroberern beim Sturm auf Hornkranz 1893 erbeutet
© Linden-Museum Stuttgart. Foto: Dominik Drasdow
Der letzte König von Benin in Gefangenschaft. 1889
Der letzte König von Benin in Gefangenschaft. 1889
an Bord der H.M. Ivy auf dem Weg in die Verbannung nach Old Calabar.
© MARKK
Kolonial-Ausstellung im Museum für Völkerkunde, aus: „Die Hamburger Woche“, Juni 1912
Kolonial-Ausstellung im Museum für Völkerkunde, aus: „Die Hamburger Woche“, Juni 1912
© Museum fur Völkerkunde Hamburg
© MARKK
Aus der Ausstellung „EigenSinn – Inspirierende Aspekte der Ethnologie“ im Museum der Kulturen Basel
Aus der Ausstellung „EigenSinn – Inspirierende Aspekte der Ethnologie“ im Museum der Kulturen Basel: Themenbereich „Raum“ Schlitztrommel garamut, Bun, Yuat-Fluss, Papua Neuguinea,
1. Hälfte 20. Jh.
Schlitztrommeln sind Ritualund Alltagsobjekte. Sie dienen der Informationsvermittlung und als Warnsignale über weite Distanzen hinweg.
© MKB, Omar Lemke
Blick in die Ausstellung „Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens“ im Museum der Kulturen Basel
Blick in die Ausstellung „Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens“ im Museum der Kulturen Basel. Ahnen beeinflussen das Leben ihrer Nachfahren. Sie werden in Figuren, Masken und Reliefs dargestellt.
© MKB, Omar Lemke
Rückgabezeremonie am 28.11.2019 im Beisein
Rückgabezeremonie am 28.11.2019 im Beisein einer Delegation verschiedener australischer Communities im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig. Es war die zweite Rückgabe menschlicher Gebeine durch den Freistaat Sachsen an Australien.
Foto: Andreas Wunschirs
Blick in die Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“ im Museum der Kulturen Basel
Blick in die Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“ im Museum der Kulturen Basel. Themenbereich „Vergleichen – Bewerten“. Das Museum besitzt über 7600 Pfeile aus aller Welt. 289 davon sind ausgestellt.
© MKB, Omar Lemke
Blick in die Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“ im Museum der Kulturen Basel
Blick in die Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“ im Museum der Kulturen Basel. Themenbereich „Erlegen – Begehren“. Handwerker. Elfenbeinfiguren dieser Art wurden in Japan ab den 1870er-Jahren für den lukrativen touristischen Markt hergestellt. Schenkung aus dem Legat Michael Kessler-Oeri im Jahr 2019
© MKB, Omar Lemke
Blick in die Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“ im Museum der Kulturen Basel
Blick in die Ausstellung „Wissensdrang trifft Sammelwut“ im Museum der Kulturen Basel. Themenbereich „Erlegen – Begehren“. Einerseits werden Elefanten verehrt, andererseits fast ausgerottet, um an ihr Elfenbein zu gelangen.
© MKB, Omar Lemke

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